Purpose, Zweck, Why: Wie man ein Team im Innersten zusammenhält

Arbeiten mit dem Zweck im Sinn

Vielleicht geht es Ihnen so wie vielen in der momentanen Situation. Beim zu Hause arbeiten stellt sich mehr und mehr die Frage nach dem Zweck. Was soll das ganze eigentlich? Macht es einen Unterschied, ob wir diese Sitzung jetzt abhalten oder nicht? Wer würde es überhaupt merken, wenn ich ein paar Stunden oder sogar einen Tag lang gar nicht mehr arbeiten würde? In Spanien sind die Spitäler überlastet, die Ärzte dort machen wenigstens einen sinnvollen Job. Und ich? Und mein Team? Und meine Firma? Braucht es uns wirklich?

Der Zweck macht das Team!

Was einem Team und seiner Arbeit Sinn gibt, ist der gemeinsame Zweck. Ein Team ohne einen gemeinsamen Zweck ist kein Team. Erst der Zweck macht das Team zu einem Team – ansonsten ist es eine administrative Einheit, eine Gruppe von Leuten, welche man zur besseren Verwaltung zu einer grösseren Einheit zusammengefasst hat. Wenn ein gemeinsamer Zweck dem Team einen Sinn gibt, können auch die einzelnen Teammitglieder für sich einen Sinn in der Arbeit erkennen. Das erhöht die Motivation, den Zusammenhalt und somit auch das Engagement des einzelnen Teammitglieds. Und zwar mehr und nachhaltiger als das, was äussere Anreize wie gemeinsames Biertrinken, ein lustiges Maskottchen oder eine Rutschbahn in die Kantine je leisten können. Zusätzlich ist der gemeinsame Zweck wie ein Leitstern bei der täglichen Arbeit: Dient diese Sitzung dazu, dass wir unseren Zweck besser erreichen? Wenn nein, ist sie möglicherweise überflüssig.

Den Zweck finden und klären

Und wie findet man jetzt diesen gemeinsamen Zweck? Vielleicht haben Sie Glück und der Zweck ist von aussen vorgegeben, beispielsweise durch ein Projekt mit einer niedergeschriebenen Vision oder Produktspezifikation. Dennoch ist es sinnvoll, sich eine Stunde Zeit zu nehmen, um mit dem Team diesen Zweck anzuschauen und gemeinsam eine verständliche Formulierung zu finden. Nicht in Marketing-Sprech, sondern in eigenen Worten – so, dass jedes Teammitglied dahinter stehen kann und weiss, was gemeint ist. Nicht als 12-seitiges Dokument, sondern in maximal 20 Wörtern (Fokus hilft!). Wer weiss – vielleicht entdecken Sie so auch, dass überhaupt keine Einigkeit darüber herrscht, was der Zweck eines Teams ist. Dann können Sie das angehen und gemeinsam klären.

In einem weiteren Schritt ist es sinnvoll, mit dem Team zu erarbeiten, wie das Umfeld von diesem Zweck profitiert. Lassen Sie das ganze Team aufschreiben, welche Vorteile die Kunden von diesem Projekt haben, wie ihr Leben einfacher wird, wer sich darüber freut.

  • Seien sie so konkret wie möglich, visualisieren sie diese Kunden (z.B. als Comic, als Strichmännchen…). Was machen sie mit dem Produkt? Was sind ihre Vorteile? Was freut sie?
  • Auch interne Kunden sind Kunden!
  • Stellen Sie danach auch die ganz grosse Frage, die Frage nach dem Sinn für die Welt. Was ist besser, wenn Sie dieses Projekt fertigstellen? Wie profitiert die Welt, die Menschheit? (Klar, nicht jedes Projekt rettet die Welt. Aber vielleicht machen sie doch einen klitzekleinen Unterschied?)

Den Sinn im Auge behalten und pflegen

Gefunden haben Sie den Zweck womöglich schon. Aber es ist nötig, dass ein Team gemeinsam immer wieder an diesem Thema dranbleibt. Wie können Sie dies mit einem Team auffrischen?

  1. Investieren Sie eine Stunde mit dem Team dafür, den gemeinsamen Zweck fokussiert zu formulieren. Falls Sie schon einen kurzen, prägnant formulierten Zweck haben, investieren Sie die Stunde fürs Überprüfen: Sind wir noch auf Kurs? Was bräuchten wir momentan, um den Zweck noch besser erfüllen zu können? Wer oder was kann uns bei der Erfüllung unseres Zwecks unterstützen? Was haben wir als Team in den letzten 4 Wochen konkret für diesen Zweck erreicht? Wer hat welche tollen Dinge dazu beigetragen?
  2. Lassen Sie die Teammitgliedern auch ihren eigenen Sinn in der Teamarbeit finden: Was ist für jeden Einzelnen und jede Einzelne drin, wenn sie oder er bei diesem Projekt dabei ist? Ein guter Ansatz ist die Frage «Wenn dieses Projekt beendet ist, dann möchte ich für mich sagen können, dass ich….». Vielleicht nimmt ein Teammitglied für sich mit, dass es gelernt hat, mit Konflikten bei der Arbeit umzugehen. Ein anderes hat Erfahrungen mit einem komplizierten Arbeitsablauf oder einer neuen Technologie gesammelt. Wieder ein anderes hat mit den Kollegen immer wieder Spass gehabt. Auch diese kleinen, persönliche Ziele können an Tagen helfen, wo das Aufstehen schwer fällt.
  3. Sind Sie sich im Klaren über den Zweck des Teams? Haben Sie auch einen eigenen Sinn darin gefunden? Dann helfen Sie dem Team dabei, den Nutzen Ihrer Arbeit zu visualisieren. Leiten Sie nicht nur Kennzahlen, sondern Statements von glücklichen Kunden weiter. Wenn Sie sogar Videos von Kunden oder dem Einsatz des Produktes in der Welt machen können, tun Sie es – hier sind authentische Handyvideos sogar deutlich wertvoller als professionelle Produktionen. Schaffen Sie zudem Möglichkeiten für das Team, immer wieder mit den Kunden interagieren zu können.

Gehen Sie dieses Dinge gerade jetzt an, wo alle remote arbeiten. Sie wollen ja, dass die Teammitglieder in Kontakt bleiben. Und nichts verbindet mehr als der gemeinsame Sinn. Zudem hat er – wie wir oben gesehen haben – einen Haufen guter Nebeneffekte: bessere Motivation, höheres Engagement und eine Leitlinie für die tägliche Arbeit.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Tipps ein paar Anregungen geben konnte. Gerne unterstütze ich Ihr Team – oder auch Sie persönlich – beim Finden und Bewahren des Zwecks. Schreiben Sie mir einfach unter kontakt@in-gang.ch.